
Der größte Aquapark Mitteleuropas – Aquapalace Prag.
Bei Superlativen muss man immer ein wenig vorsichtig sein. Als größte Wasserwelt Europas gilt die Suntago Water World in Wrecza, gut 50 südwestlich von Warschau gelegen. Mit dem Titel „Größte Therme der Welt“ wirbt die Therme Erding. Über den Siam Park auf Teneriffa wird als größter Wasserpark Europas berichtet. Als größter Aquapark Mitteleuropas gilt der Aquapalace Prag, der sich wenige Autominuten südöstlich der tschechischen Hauptstadt befindet. Vor wenigen Wochen hatten wir Gelegenheit, diesem stark beworbenen Erlebnisbad einen Besuch abzustatten.
Der Aquapalace ist denkbar einfach zu finden. Über die vom Zentrum Prags gen Süden führende Autobahn A1 gelangt man direkt zum tschechischen Mekka aller Wasserratten. Nutzt man die Ausfahrt Nummer 6, kann man das Erlebnisbad nicht mehr verfehlen. Die besten Busverbindungen gibt es übrigens vom U-Bahnhof Optatov.
Für einen längeren Aufenthalt ist das Aquapalace Hotel Prague sehr zu empfehlen. Die Unterkunft wurde mit vier Sternen ausgezeichnet, mit „Fabelhaft“ bewertet und verfügt über einen direkten Zugang zur Wasserwelt. Komfortable, hochwertig eingerichtete Zimmer vermitteln das Gefühl eines Kurzurlaubs.
Entscheidet man sich jedoch für den Tagesbesuch und bewegt sich vom hauseigenen Parkhaus über die kleine Zufahrtsstraße zum Aquapalace, steht man vor einem riesigen Konstrukt aus Stahl und Glas, auf dem die zehn namensgebenden Lettern in blauer Farbe nicht zu übersehen sind. Als Symbol prangt auf einem wasserblauen Sockel ein weiß schillernder Seestern, der mit knallbunten Kreisen verziert wurde.
Betritt man nun den „Place to be“, öffnet sich ein großzügiges Foyer, in dem Bademoden-Boutiquen, diverse Shops und sogar ein Restaurant augenblicklich deutlich machen: Hier bleibt der Alltag draußen vor der Tür; Aber auch das tschechisch-günstige Leben. Für die Verhältnisse unseres Nachbarlandes schlagen die Preise hier ordentlich zu Buche. Im Vergleich zu deutschen Erlebnisbädern sind die Kosten jedoch akzeptabel.
Pläne und hilfsbereites, zumindest Englisch sprechendes, teils gar der deutschen Sprache mächtiges Personal helfen bei der ersten Orientierung. Die ist auch dringend notwendig, da sich hinter dem Kassenbereich ein Labyrinth aus Kleiderschränken öffnet. Ohne Flachs: Man sollte sich den Weg und seine Spindnummer merken, sonst irrt man (wie viele andere Gäste) zwischen den wenigstens farblich unterschiedlich gestalteten Umkleidebereichen hin und her. Mehrere Zugänge zu den verschiedenen Bereichen machen das Ganze nicht einfacher.
Die nach Geschlechtern getrennten Großraumduschen sind funktional. Im Verhältnis zu der folgenden Top-Wasserlandschaft enttäuscht dieser Teil aufgrund recht simpler Gestaltung und wenig Luxus.
Nun aber endlich ins Wasser! Erste Gelegenheit dazu bietet der Coca Cola Palác Relaxu. Der Namensgeber ist durch etliche Schilder, Hinweistafeln und Getränkekarten nicht zu übersehen.
Zur Auswahl, seinen Körper ins H2O zu begeben, stehen hier drei Optionen: ein 25-Meter-Becken, das immer mal wieder mit einem schwimmenden Hindernisparcours besetzt wird, drei mit Mosaiksteinchen geflieste Whirlpools und eine Art „Lazy River“, der jedoch ohne eine Ausgabestelle von Schwimmreifen bestückt wurde. Dafür aber gibt es alle paar Meter die Gelegenheit zur sportlichen Ertüchtigung. An verschiedensten metallene Konstruktionen kann man klettern oder Klimmzüge durchführen und sich anschließend ins Wasser fallen lassen. Hiervon wird reger Gebrauch gemacht und überall wird geschmunzelt und gelacht. Die Stimmung ist gut!
Durch eine Abzweigung des Kanals gelangt man, einen acht Meter tiefen Tauchturm passierend, in den Palác Pokladu. Das Hauptaugenmerk liegt hier klar auf dem riesigen Wellenbecken. Aus verschiedensten Fantasiefiguren, künstlichen Felsen und Kanonen spritzt Wasser, so dass man quasi von allen Seiten mit dem feuchten Element beschossen wird. Die Gestaltung der Seiten ist freundlich und fantasievoll. Viel viel Grün erzeugt das Gefühl, sich in einer Tropenwelt zu befinden. Allein der Blick nach oben ernüchtert. Die Dachkonstruktion erinnert mehr an eine Großsporthalle als an ein Erlebnisbad. Zumindest fällt ausreichend Tageslicht durch das Glas und nach Einbruch der Dunkelheit sind sämtliche Räumlichkeiten hübsch ausgeleuchtet. Musik, Animateure und Lichtshows unterhalten vor allem den Nachwuchs. Rings um das große Becken gibt es mehrere kleinere Becken (eins mit integrierter Poolbar), Wasserspielplätze, Liegen und in der wärmeren Jahreshälfte die Möglichkeit, nach draußen zu schwimmen. Dort findet man Schwallduschen, Sprudelliegen und eine weitere Poolbar.
Option zwei in die heiß ersehnte Rutschenwelt zu gelangen führt durch einen Zwischenraum, der das sogenannte Korallenbecken impliziert. In einer künstlichen, aber hübsch anzusehenden Steinwand sind Aquarien raffiniert eingefasst worden. Das Treiben der Fische lässt sich aus angenehm warmem Wasser beobachten.
Höchste Zeit für die Rutschen! Was für ein Chaos! 21 Rutschen von ganz klein bis zu einer gewaltigen Länge von 250 Metern sind hier ineinander verknotet worden, die von unterschiedlichen Herstellern stammen, um genau zu sein: Polin, wiegand.maelzer und Van Egdom. Nicht ein Hinweisschild, wo sich welche Rutsche befindet, ist hier zu finden. Also geht es auf Entdeckertour. Was uns sofort positiv auffällt, ist, dass die Treppenstufen mit einem Material überzogen wurden, die ein Ausrutschen verhindern – das haben wir hierzulande schon häufig schlechter erlebt.
Das Spektrum der Rutschanlagen reicht von breiten Familienrutschen über eine tolle Black Hole bis hin zur „Kamikaze“ getauften Anlage, bei der man vor Antritt noch einmal tief Luft holen sollte. Zu den Highlights zählt zweifellos die Wildwasserrutsche „Canyon“, deren zweiter Abschnitt sich im Freien befindet und sie daher nur im Sommer geöffnet ist. Doch auch im Innern geht es hier bereits ordentlich zur Sache! Für Wagemutige ist die „Space Bowl Trichterrutsche“ genau das Richtige. Mit einem irren Tempo geht es hinein in den Trichter, man rotiert und irgendwann fällt man durch das zentrale Loch in ein sich darunter befindendes Wasserbecken. Zwischen diesem Becken und dem Trichter ist nur sehr wenig Platz, so dass diese Anlage definitiv nicht für Klaustrophobiker oder Nichtschwimmer zu empfehlen ist. Eine Reifenrutsche, eine VR-Rutsche oder auch eine Doppelrutsche, die zu Wettrennen einlädt, sind weitere Attraktionen in dieser von Lustschreien gefüllten Halle.
So viel Spaß das Rutschen auf diesen vielen verschiedenen Anlagen macht – eine Ruhepause danach bietet sich wirklich an. Snackbars und Restaurants umsorgen die Gäste kulinarisch. Waffeln, Eis, Fast Food und auch ausgewogene Gerichte sind auf den Speisekarten zu finden. Als Lebkuchenhaus getarnt wurde eine Familiensauna, die lediglich auf 65 Grad Celsius erwärmt wird. Wer richtig schwitzen möchte, sollte die Panoramasauna nutzen, die 75 Grad zu bieten hat. In einem separaten SPA- und Wellnessbereich sind noch einige weitere Saunen und Ruhezonen zu finden.
Insgesamt betrachtet ist ein Besuch des Prager Aquapalace auf jeden Fall eine Reise wert. Als Deutscher ist man geneigt, die Anlage mit hiesigen modernen Erlebnisbädern zu vergleichen. Nicht alles kommt an den hiesigen Standard heran, dafür überraschen einige fantasievolle Gestaltungen, die ein oder andere Rutsche und überdurchschnittlich freundliches Personal um so positiver.
Text und Fotos: Dennis König
Erschienen im KOMET – PARKTEIL – 20.6.2022!
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