Bellewaerde Aquapark

Bellewaerde "Aqua" - Aussenansicht

Mehr Schein als Sein.

Vom Bellewaerdepark sind wir seit Jahren begeisterte Fans und daher ist die Erwartung an den im Jahre 2019 hinzugefügten Bellewaerde Aquapark entsprechend hoch gewesen. Diese Vorstellungen sind leider nicht erfüllt worden. Wir waren um 10 Uhr pünktlich zur Öffnung vor Ort mit vorgebuchten Tickets. Dennoch hat sich vor dem Eingang eine extrem lange Schlange gebildet, da die Abwicklung mit scannen der Tickets und Ausgabe der Armbänder, die man für Schrank und Zutritt benötigt, sehr schleppend und langsam vonstatten geht. Wenn dann auch noch Leute Badekleidung kaufen wollen oder müssen, geht es gar nicht mehr voran – kein Wunder bei nur zwei Schaltern. In Belgien und Frankreich sind die gesetzlichen Bestimmungen sehr streng, sodass Badehosen in Form von Boxershorts verboten sind – sie müssen eng am Körper anliegen. Hier geht man sogar noch einen Schritt weiter und verbietet auch Reißverschlüsse, Taschen und Knöpfe an den Badeoutfits. Nach guten 30 Minuten haben wir es endlich ins Innere geschafft und konnten uns umziehen. Sachen schnell in ein Schließfach verstauen, mit dem besagten Armband einschließen, kurz unter die Dusche und ab ins Vergnügen. Das Abduschen ist verpflichtend, sollte aber auch aus hygienischen Gründen selbstverständlich sein. Wir suchen uns auf der Terrasse einen Liegestuhl und beginnen dann das Bad zu erkunden. Etwas positives Mal ganz zu Beginn, man hat hier angeraute Fliesen verlegt, sodass es nicht ganz so rutschig ist und die gesamte Anlage ist sehr sauber.
Der Hauptbereich in der Mitte der Halle ist das „Aqua Fort“. Ein großer Wasserspielplatz mit einer Festung und einem großen Schiffskomplex inkl. Wasserspielen, Fontänen und Wassereimern. Das Wasser hier ist ungefähr knietief. Drei Rutschen befinden sich in diesem Bereich. Die beiden größeren stammen von Polin Waterparks. „Maxi Splash“ ist eine Breitrutsche, die zwar keinen Höhen- oder Geschwindigkeitsrekord aufstellt, aber Spaß macht. Vor allem Erwachsene können im unteren Bereich mit entsprechendem Schwung abheben und einen riesigen Splash erzeugen. „De Regenboog“ ist eine nette Familienrutsche. Sie beginnt als Röhre mit Regenbogeneffekten und wird dann zur einfachen Rutsche, die in flachem Auslauf auskommt und wirklich alle Familienmitglieder auf eine Rutschpartie einlädt auch die nicht so Mutigen. Die dritte im Bunde ist in dem Schiff und ist eine einfache kleine steile Röhrenrutsche. Um den Wasserspielplatz herum führt der „Lazy River“ namens „Jungle Expedition“.
Der Kanal hat mehrere Einstiegsmöglichkeiten, ist maximal 1,20 Meter tief und ist gespickt mit Wassereimern, Fontänen und anderen Effekten. Es gibt mehrere Buchten, wo man sich auf Bänken entspannen kann. Der Whirlpool ist coronabedingt aktuell außer Betrieb genauso wie die Saunen. Zurück zum „Lazy River“. Hier schippert man entspannt auf den Reifen entlang, obwohl auch genug Menschen ohne Reifen sich darin tummeln. Angeblich soll es hier Zweierreifen geben, wo man vorne sein Baby reinsetzen kann, diese waren allerdings bei unserem Besuch verschwunden. Zwei Raffinessen sind entlang des Weges platziert worden: Zum einen zwei große Aquarien mit bunten Fischen und zum anderen eine Klettermauer.
„Bambino Beach“ ist ein Kleinkinderbereich, der sehr dürftig ausgestattet ist. Zwei kleine Rutschen und zwei mickrige Wasserspeier. Einen wirklichen Bereich für Babys vermisst man auch schmerzlich, wo die Kleinsten krabbeln, planschen und spielen können – laut Beschilderung sind alle Bereiche selbst „Bambino Beach“ erst ab 95 Zentimeter zugänglich. Auch einen tiefen Bereich zum Schwimmen gibt es nicht. Im Außenbereich befindet sich nur eine Liegewiese. Zum Schluss bleiben noch zwei große Rutschen von Wiegand. „Splash Clash“ ist eine doppelte Reifenrutsche, die gemeinsam startet und nebeneinander endet. Der Verlauf ist genau synchron, rechtsherum und linksherum. Jede Seite ist 12 Meter hoch und 105 Meter lang. Die Rutsche ist mit einer Zeitmessung sowie Licht und Soundeffekten ausgestattet. Hier rutscht man auf Doppelreifen, die man aber auch alleine nutzen darf. Bei Start und Ende geht es einmal steil abwärts und in der Mitte um zahlreiche Kurven.
Die zweite im Turm ist die Reifenrutsche „Aquaventure“ vom Typ Lotus. Neben Lichteffekten verfügt sie über ein ganz neues Element, was einem Lotusblatt gleicht. Leider durften wir diese Novität nicht testen. In der Rutsche kommen große runde Boote zum Einsatz, in die man als Einzelperson nicht einsteigen darf – sehr enttäuschend. Man hat hier einen Aufzug für die Reifen der Firma Gerstlauer installiert, die sich unser Technikexperte mit großem Interesse angeschaut hat. Eine super Idee, dass man die großen Boote nicht die Treppen hochtragen muss – allerdings gilt das nur für die Boote die Reifen müssen weiterhin geschleppt werden.
Bademeister sind ausreichend vorhanden, aber die Prioritäten werden leider falsch verteilt, sodass das Regime besonders an den Rutschen nicht arg streng ist – wir hatten mehrfach die Füße des nachfolgenden im Rücken. Man hat sich eher damit aufgehalten uns als Journalisten an unserer Arbeit zu hindern und uns das fotografieren erschwert.
Am Ende des Tages bei dem Verlassen der Anlage das nächste Ärgernis. Die Duschen sind hier wie häufig in Benelux öffentlich und nicht nach Geschlechtern getrennt, sodass man in Badekleidung duschen muss – nun gut nicht zu ändern, aber wirklich schlimm, ist das man nichts regulieren kann. Man schaltet die Dusche an und es gibt nur die ersten Sekunden warmes Wasser. Sind das Solarduschen? Es ist schon eine Zumutung, kalt duschen zu müssen.

Fazit: Es ist kein richtiger Wasserpark wie die großen Vorbilder in den Vereinigten Staaten und auch kein richtiges Schwimmbad. Es gibt viele gute Ansätze, die aber teilweise nicht zu Ende gedacht worden sind und die perfekte Altersspanne für einen tollen Tag ist zwischen 4 und 12 Jahren. Aber alles in allem hätten wir für den Preis von 36 € doch mehr erwartet.

Text & Fotos: Tatjana Gemüth (erschienen in der Komet – Ausgabe vom 30. September 2020)

 

INFOS:

Name: Bellewaerde Aqua;  Typ: Wasserpark, Fläche: 3000 m2, Rutschen: 6 (inkl. 3 Kinderrutschen) , Baujahr: 2019, Preis: ab 18 €

Besonderheiten: keine

FOTOS:

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